Jean-MArc Brison

Als das Boot in das Wasser gleitet, mühelos vom großen Trailer herunter, waren wirklich alle aufgeregt. Denn das „Hollands Diep“, Teil des Deltas des Flusses Meuse in den Niederlanden, war voller Fischaktivitäten, weshalb dieses riesige Gewässer auch Heimat einer beeindruckenden Zahl an Raubfischen ist.

Hechte, Zander, Barsche und auch Rapfen schwimmen in seinem klaren Wasser und jagen die großen Schulen an Beutefischen, sodass dies wirklich ein Mekka für Kunstköderangler ist.

Unsere Reisegruppe an dieses berühmte holländische Gewässer wurde vom belgischen Spinnangelass Jean Marc Brison (kurz JMB, wie ihn seine Freunde nennen) angeführt. Dieser erfolgreiche Wettkampfangler ist regelmäßig am Hollands Diep unterwegs und kennt das Gewässer wie seine Westentasche. Heute möchte er sich ein wenig auf ein anstehendes Raubfischwettangeln an diesem Gewässer vorbereiten. Deshalb ist JMB der perfekte Guide für dieses Gewässer und wir können den Komfort seines großen, kraftvollen Lund Bootes, laut JMB dem größten seiner Art in ganz Benelux, vollends genießen.

Aber auch der große JMB hat keinen Einfluss auf das Wetter. Und so sind die Luft- und die Wassertemperaturen schon ziemlich hoch noch bevor die Sonne ganz über den Horizont steigt. Das bedeutet, dass die Bedingungen heute nicht wirklich gut sind.

Wir jagen nur so über die spiegelglatte Oberfläche, sodass wir schon bald in Position für die ersten Würfe des Tages sind. Wir sind JMB, der Rage Medienkoordinator Benelux Hugo Van Gelder und der Rage Medienmanager Steve Phillips. Hechte sind heute unsere Zielfische, weshalb JMB uns mitten in einer Bucht nahe großer Krautfelder positioniert. Er ist sich sicher, dass sich dort die Raubfische verstecken.

JMB hat eine Schwäche für die Pro Shad 2 Gummifische und es ist keine Überraschung, dass er auch zuerst diese einsetzt. Dafür hat er eine Reihe an Jigköpfen von 5 bis rund 20 Gramm bereitgelegt, sodass er immer entsprechend der Bedingungen wechseln kann. Zudem liegen unterschiedliche Stinger bereit. Die Jigköpfe befestigt er an flexiblem Stahlgeflecht und fixiert sie an der Unterseite der Gummiköder, sodass diese wie ein Kiel arbeiten und den Köder aufrecht laufen lassen. Wenn im oder dicht über Kraut gefischt wird, wird der Stingerhaken nach oben auf den Köder gesetzt, sodass keine Pflanzen gehakt werden.  

An den Terminatorruten werden die 14cm Pro Shads schnell über das Kraut geführt und immer wieder kurz abgestoppt, sodass die Räuber vor dem erneuten Anziehen zum Zupacken verleitet werden. Der erste Platz bringt aber nichts außer zwei fehlgehakte Brassen für Steve – diese Art laicht hier in großen Schulen, sodass wir weiterfahren.

Unser nächstes Ziel ist ein Einlauf. Das Wasser hier ist durch den Regen eingetrübt, weshalb JMB nur einige wenige Würfe macht und dann weiter flussabwärts fährt Hier wir das Wasser wieder klarer, als wir mittels des E-Motors am Ufer entlangfahren. Nach dem zweiten Wurf an ein Krautfeld hakt JMB einen Fisch. Es ist kein Hecht, auf die wir aus sind, aber ein feister Zander, der den Silver Bleak Gummifisch voll genommen hat. Am selben Platz, nachdem Steve auf einen kleineren 10cm Zander Pro Shad gewechselt hat, wird sein Köder von einem guten Hecht kurz vor dem Boot genommen. Der Fisch kam wie aus dem Nichts, aber nach einer harten, kurzen Flucht schüttelt der Fisch den Köder mit dem Kopf aus dem Wasser ab, gerade als das Netz zum Keschern bereit war. Die Enttäuschung danach ist kaum zu beschreiben.  

Ein neuer Platz bringt einen weiteren Fisch. Diesmal ist es Hugos Rute, die krummgezogen wird, als ein fetter Hecht einen neuen Testköder (eine wirklich aufregende neue Version eines bereits bestehenden Köders, von dem sie sehr bald mehr erfahren werden) packt. Mit der kraftvollen Terminator Pro Swim Bait Special Multirute drillt Hugo den Fisch sicher aus und führt ihn in den Kescher. Bevor der Fisch schonend zurückgesetzt wird, hält Hugo den Fisch kurz für ein Foto hoch.   

Bis dahin läuft es ganz gut, die Fische beißen und wir angeln eine große Fläche Wasser ab. Aber dann geht ganz plötzlich nichts mehr und in den nächsten Stunden bekommen wir noch nicht einmal die Spur eines Bisses. Das heiße, windstille und wolkenlose Wetter hat die Mäuler der Räuber verschlossen. JMB fährt deshalb mit uns zu tieferem Wasser, um dort vertikal auf Zander zu fischen. Aber auch nachdem wir deutliche Anzeigen größerer Fische auf dem Echolot zu sehen bekommen haben, beißt einfach nichts. 

Unbeirrt fischen wir aber weiter und es ist natürlich JMB, der herausfindet, was wir machen müssen. Ein Pro Shad 2 in der Farbe Midnight Shiner an einem 5 Gramm Bleikopf schnell geführt in der oberen Freiwasserhälfte scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein, womit Jean-Marc fünf weitere Zander sowie einige kleinere Hechte fängt. Es sind keine großen Fische dabei, aber wir sind angesichts der sehr schwierigen Bedingungen damit zufrieden.

Aber das Highlight des Nachmittags war die Begegnung mit einem Nachläufer. JMB hatte gerade seinen Gummifisch aus dem Wasser gehoben, als wir alle das Rot der Kiemen eines riesigen Hechtes aufblitzen sahen. Alles stand in dem Moment still und nur JMB regte sich darüber auf, dass er seinen Köder nicht noch etwas länger im Wasser gelassen hatte, denn dieser Fisch wollte wirklich zupacken.

Nach diesem Beinahebiss fahren wir weiter, wobei JMB mit seiner Taktik weitere Zander fängt, während Hugo und Steve weiter auf Hecht angeln (das hätte wahrscheinlich fast jeder getan, der dieses U-Boot von Hecht vor den eigenen Füßen gesehen hätte) – allerdings ohne Erfolg.

 

Mit einem Sonnenbrand, leicht dehydriert, aber enorm inspiriert von diesem Gewässer kommen wir wieder an der Slipstelle an. Wir sind uns sicher, dass wir alles gegeben hatten, aber die Wetterbedingungen uns einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Aber eines ist auf jeden Fall festzuhalten: Hollands Diep – du hast unseren Respekt!